Projekt Innovative SHL-Geschäftsmodelle für Kooperationen auf Augenhöhe (InGeKoop) -Smart Home & Living-Markterschließung Handwerk, Sozialunternehmen und Bauherren

 

 

Der Bereich Smart Home & Living in Baden-Württemberg wird für die nächsten Jahren als deutlicher Wachstumsmarkt mit einem Milliardenvolumen eingeschätzt. Mit Hilfe des Projektes „InGeKoop“ soll ein Beitrag zur Überwindung der offensichtlich bestehenden Schranken zwischen den zentralen Marktteilnehmern geleistet werden – den Bauherren auf der Nachfragerseite und den Sozialdienstleistern und Handwerksunternehmen auf der Anbieterseite.

Übergeordnetes Ziel des Projektes „InGeKoop“ ist es zwei unterschiedliche kooperative Geschäftsmodellkonzepte zu erarbeiten. Das erste Geschäftsmodellkonzept betrachtet die Kooperationen von Wohnbaugesellschaften, Sozialunternehmen und Handwerksunternehmen. Das zweite Geschäftsmodellkonzept konzentriert sich auf die Zusammenarbeit von Handwerks- und Sozialunternehmen mit der Zielgruppe Bauherrengemeinschaften. Die im Projekt adressierten beiden Auftraggeber – Sozialunternehmen und Bauherrengemeinschaften – unterscheiden sich in ihren Anforderungen erheblich. Bei Sozialunternehmen, Betreiber und mögliche Eigentümer von Immobilien, die vor allem von älter werdenden Menschen bewohnt werden, stehen als Entscheidungskriterien für Investitionen im Vordergrund die Nutzungsmöglichkeit über Jahrzehnte mit wechselnden Bewohnern, eine gute Usability aller Elemente durch Personen unterschiedlichen Alters und natürlich die Kosten sowohl der Erstellung als auch des Betriebs der Immobilien. In den Bau einer Immobilie wird in der Regel ein Handwerksunternehmen für alle Elektroeinbauten eingebunden. Mit diesem soll dann auch möglichst ein langfristiger Servicevertrag abgeschlossen werden. Zu Bauherrengemeinschaften schließen sich üblicherweise Interessenten zusammen, die ihre sehr persönlichen Vorstellungen in der eigenen Immobilie umsetzen möchten. Die Abstimmungen innerhalb der Gemeinschaft sind wichtig, Kosten treten in den Hintergrund. Die Beziehung zu Elektrohandwerksbetrieben kann sehr unterschiedlich sein – von der Beratung über den Einbau einzelner Komponenten bis zum Gesamteinbau ist alles denkbar. Auch hier steht die Individualität der Bauherren im Vordergrund. Aufbauend auf diesen identifizierten Kundenbedürfnissen wurden drei Ausstattungsstufen (Basis-Sozialunternehmen und Basis-Bauherrengemeinschaften, Erweitert und Vollintegriert) zur konkreten Umsetzung von Smart Home & Living-Lösungen skizziert. Innerhalb dieser Ausstattungsstufen werden fünf Kategorien (Komfort, Sicherheit, Energieeffizienz, Autarkie/Selbstbestimmtes Leben, Gesundheit) und fünf Bereiche (Elektrotechnik, Heizung/Klima, Visualisierung, Multimedia, Räume) unterschieden, zu denen sich einzelne Smart Home & Living-Funktionen zuordnen lassen. Die Ausstattungsstufen sind als ein Möglichkeitenraum inklusive umgangssprachlicher Nutzenbeschreibungen bzw. Darstellung der zu erwartenden Mehrwerte zu verstehen, aus dem die Kunden Teillösungen bis hin zu komplett vernetzten Gesamtlösungen (unter Berücksichtigung der technischen Voraussetzungen) auswählen können. Durch diese angestrebte Geschäftsmodellkonzeption werden innovative Vernetzungsformen mit Zukunft adressiert, denen eine große Verbreitung vorausgesagt wird. Die Konzeption und Umsetzung des Projekts „InGeKoop“ mit einer Laufzeit von zwei Jahren liegt bei den Konsortialpartnern Elektro Technologie Zentrum (etz), Entwicklungszentrum Gut altwerden GmbH (EZ Gaw) und Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO).

Geschäftsmodellkonzept 1:

Wohnbaugesellschaft – Sozialunternehmen – Handwerksunternehmen

Weitere Projekt-Partner innerhalb dieses Geschäftsmodellkonzeptes sind das Sozialunternehmen Keppler-Stiftung als zentraler Auftraggeber, das Wohnbauunternehmen GSW Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau Baden-Württemberg mbH für den Bau der Anlage zum Betreuten Wohnen sowie die Elektro-Breitling GmbH. Als Grundlage für die erfolgreiche Zusammenarbeit war es notwendig eine Vertrauensbasis zu schaffen, da die bisherige Zusammenarbeit von Partnern aus den beteiligten Bereichen eher durch eine ausgeprägte Misstrauenskultur geprägt war. Unter Moderation des EZ Gaw wurde hierzu ein „Code of Conduct“ vereinbart, welcher folgende Punkte beinhaltet und für alle Beteiligten im weiteren Projektverlauf bindend ist:

  • Gemeinsamer Erfolg
  • Gegenseitiges Vertrauen
  • Offene Kommunikation
  • Offenheit – freies Denken
  • Mehrwert für Endkunden
  • Nachhaltigkeit der Lösungen
  • Grenzen des Vorgehens

Derzeit wird eine notwenige Basisinfrastruktur auf Grundlage der skizzierten Ausstattungsstufen erarbeitet, welche bei der Erstellung einer Immobilie standardmäßig eingebaut werden soll und als Basis für entsprechende Ausstattungsstufen mit Smart Home & Living-Elementen dienen kann. Dies ist der erste wesentliche Schritt, um eine greifbare Rechengröße für ein späteres Geschäftsmodell zu haben.

Geschäftsmodellkonzept 2:

Bauherrengemeinschaft – Sozialdienstleister – Handwerksunternehmen

Weitere Projekt-Partner innerhalb dieses Geschäftsmodellkonzeptes sind die Handwerksunternehmen Berner Elektrotechnik GmbH und Klaus Kaiser Elektrotechnik. Ausgangspunkt stellte die Abgrenzung unterschiedlicher Bauherrengemeinschaftsmodelle an Hand folgender Kriterien dar:

  • Projekttyp (Wohntyp)
  • Größe
  • Rechtsform
  • Trägermodell

Die eigentliche Entwicklung der Geschäftsmodellkonzepte wurde methodisch über das Verfahren der morphologischen Analyse abgebildet. Der innerhalb dieses Verfahrens erstellte morphologische Kasten ist ein Werkzeug zur möglichst vollständigen Erfassung komplexer Problembereiche. Das Problem der Geschäftsmodellkonzeption wurde somit in seine elementare Bestandteile (Teilmodelle) zergliedert. Anschlie-ßend wurden Lösungen für diese Teilprobleme gesucht und miteinander verbunden. Um die Anforderungen und Wünsche der Bauherrengemeinschaften abzubilden, werden Workshops mit diesen durchgeführt. Im Zentrum dieser Workshops mit den Bauherrengemeinschaften steht die Erstellung eines Kundenprofils (Kundengewinne, Kundenaufgaben und Kundenprobleme) und der Versuch ein einzigartiges Nutzenversprechen für diese Gruppe zu erarbeiten. Auch die hier erarbeiteten Inhalte ergänzen und validieren die zuvor erfolgte theoretische Konzeption und des morphologischen Kastens.

Gleichzeitig mit der Umsetzung und Erprobung der beiden Geschäftsmodelle erfolgt die Evaluation der Modelle zum Abschluss des Projektes „InGeKoop“. Im Evaluationsprozess sollen die zu Beginn des Projektes bei der Entwicklung der Geschäftsmodelle angenommenen Hypothesen auf ihre Praxistauglichkeit überprüft werden. Hierzu werden sowohl die Nachfrager- als auch die Anbieterperspektive berücksichtigt.

 

Kontakt

Dr. Jürgen Jarosch
Elektro Technologie Zentrum
jarosch@etz-stuttgart.de

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